Raimund Quandt

Senior Geschäftsführer

Raimund! Stell Du dich doch mal unseren Lesern vor!

Ja, schönen guten n‘Abend. Ich bin als Nachkriegskind 1954 als Rostocker Bub geboren und habe dieses Unternehmen von meinem Vater später übernommen. Davor habe ich meinen Dienst in der Bundeswehr verübt, bin lange Zeit durch den Hamburger gefahren und war mit Massengutfrachtern nach England unterwegs.

Wie hat damals für dich alles angefangen?

Auf einem Fischkutter bin ich das erste Mal 1961 gefahren, da war ich sieben lenze. Ich stand am Bug und bestaunte die Wellen und die großen Schiffe, das weiß ich noch! Mein Vater sprach damals mit dem Fischmeister im Ruderhaus. Wir fuhren zum Fischerdorf Travemünde. Dort hatte Vater eine Brücke, wo er Boote und Fischkutter reparierte. Das war mein erster Kontakt mit der Seefahrt. Als mein Vater gehört hat, dass dort der Skandinavienkai gebaut werden sollte, baute er daraufhin einen Yachthafen. Wir mussten schon früh alle anfangen und erlernten so den Umgang mit verschiedenen Werkzeugen, durch meinen Vater, der Bootsbaumeister war. Er baute für die Bootsausstellung in Hamburch (Hamburg) geplankte Dinghys. Da musste ich immer unter den Booten sitzen, weil ich der kleinste war, um die Nieten festzuhalten und mein Vater hat oben draufgehauen. Das Geschäft lief so gut, das mein Vater sich daraufhin vollkommen selbstständig machte und bei der Schlichting-Werft aufhörte, wo er zuvor Minensuchboote der britischen Armee reparierte. Er baute in Lohnarbeit KFK Kutter in Travemünde bei Böbs und lernte dabei Bernhard Rotsch kennen, der ebenfalls Bootsbaumeister war. Dieser wiederum baute Poinst, das waren flache Fischerkähne, die er in der englischen Kriegsgefangenschaft kennenlernte. Bernhard Rotsch und mein Vater Manfred Quandt freundeten sich an, bei dem Bau der KFK Kutter, daran kann ich mich noch gut erinnern. Wir älteren Kinder konnten uns Taschengeld verdienen, wenn wir kalfatern geholfen haben, da wurde zwischen den Deckplanken eine geteerte Schnur geschlagen, mit Eisen und Hammer. Da habe ich oft Ärger bekommen, da ich den Hammer oft auf das Deck fallen ließ. Da kamen sie raus und beschimpften mich! Er wurde irgendwann sehr schwer. Wir mussten mindestens 10 Meter schaffen, wofür wir am Ende 50 Pfennig bekommen hatten. Tja, und Vater und Bernhard Rotsch gossen die Kalfaterfuge mit flüssigem Teer aus, diese kam zwischen zwei Decksplanken und wurden mit Teer ausgegossen. Sie schlossen Freundschaft! Das war die Winter Beschäftigung; die Lohnarbeit im Winter. Sie halfen sich gegenseitig im Dinghys und Poinst bau. So kam ich zum Wakenitzufer. Bernhard Rotsch begann 1962 mit den Planungen einer neuen Dolores. Mein Vater fuhr mit seinem Kadett A Combi mit Bernhard Rotsch zur Hatecke Werft an der Elbe, wo ebenfalls ein Bekannter von Vater tätig war. Ich glaube Küscho hieß er. Sie bauten dann den Rumpf der Dolores mit Motor. Mit Küchenstühlen und Tisch, Steuerrad und Gashebel, sowie notdürftig befestigten Positionslaternen, wurde der Rumpf nach Fertigstellung über den Elbe Lübeck-Kanal nach Lübeck überführt. Die LHG krante dann den Rumpf auf ein Tieflader von der Firma Longuet und setze diesen Rumpf dann in die Wakenitz. Weiterer Ausbau erfolgte am Wakenitzufer, wo Vater ebenfalls mithalf. Leider ist Bernhard Rotsch im Krieg verletzt worden, wodurch er auch im Lazarett seine Frau Dolores Kennenlernte. Er hatte einen Granatsplitter im Rücken, der nicht entfernbar war. Dieser verrutschte 1963/64, mit diesen gesundheitlichen Problemen konnte er keine weiteren körperlichen Anstrengungen annehmen, sodass er nur noch Schiff fahren konnte, mit seinem Freund Tesmer, der ebenfalls eine Verletzung hatte, und so fuhren sie oft die Dolores, worauf mein Vater ihn mit meiner Mutter oft ablöste, wenn die Schmerzen zu groß waren. Vater hat in der Zwischenzeit parallel seine Bootswerft betrieben und Boote repariert. Er kam dabei mit Herrn Frahm, (ich meine der hieß Adolf Frahm) in Verbindung, der Stadtrundfahrtschiffe am Holstentor ins Gespräch, im Zusammenhang mit einer Reparatur. Der Frahm aus der legendären Stecknitz-Familie, alte Lübecker.  Im Laufe des Gesprächs und mehrmalige besuche, kam heraus, dass Herr Frahm die Schiffe verkaufen würde, ebenso die Lizenzen, worauf mein Vater diese übernahm. Mit dieser Lizenz hatte er den Elbe-Lübeck Kanal befahren dürfen. Er erwarb dann die MS Möwe, ein ehemaliges Vorpostenschiff der Engländer und fuhr damit dann Fahrgäste nach dem Umbau von der Burgtorbrücke 2 mal in der Woche nach Berkenthin zu Mayers Gasthof und 2 mal die Woche nach Travemünde zur Zollbrücke. Somit fing die Fahrgastschifffahrt bei der Familie Quandt an!

Ich mach das jetzt schon 45 Jahre. Durch alle Höhen und Tiefen der Wirtschaft und Betriebsengpässe steht das Erhalten des hanseatischen Betriebes im Blick. Bald wird es in 3 Generation weitergeführt!

Warum hieß das Schiff Dolores?

Sie wurde im Gedenken seiner verstorbenen Frau getauft. Sie starb Palmsonntag 1942 beim Bombenangriff auf Lübeck im Marien-Krankenhaus, da sie dort als Krankenschwester tätig war.  

Wie hast Du deinen Beruflichen Werdegang bestritten?

Meine Ausbildung machte ich erst als Bau und Möbeltischler, im Anhang Zimmermann, speziell Treppen und Dachstuhlbau. 3 Jahre war ich daraufhin noch im Metallbau und Innenausbau auf der Flender Werft tätig. Das letzte Schiff was ich mitgebaut habe war die TorBritania und Steinfells. Da habe ich auch meinen Schweißerbrief zusätzlich gemacht.  Zudem habe ich auch ein paar Lehrgänge besucht, war noch bei der Bundeswehr und bin auch durch den Hamburger Hafen geschippert. Mit Massengutfrachter besuchte ich einst England. Außerdem war ich bis ’95 im Dräger Werk beschäftigt und dann ging ich in die komplette Selbstständigkeit.

Vielen Dank!